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Dienstag, 19. Mai 2015

Aufruf zur Bergung des Wracks, welches am 18. April Schiffbruch erlitten hat

Die Staatsanwaltschaft von Catania und die italienische Regierung haben entschieden, die Verantwortung zur Anordnung der Bergung jenes Fracks nicht zu übernehmen, welches Opfer des größten Schiffbruchs (mindestens 800 Tote) geworden ist, der sich seit dem zweiten Weltkrieg auf dem Mittelmeer ereignet hat. Die hier folgenden antirassistischen Vereinigungen Siziliens sind damit nicht einverstanden.
Ihre Hauptmotive sind:
- Die Angehörigen der Opfer möchten Wahrheit und Gerechtigkeit über den Tod ihrer Lieben; sie möchten die Möglichkeit haben mit der Identifikation der Leichen fortzufahren. Sie möchten einen bestimmten Ort haben an dem sie um die Ertrunkenen trauern können. Hinzu kommt, dass das Gesetz in manchen Herkunftsländern vorsieht, dass es ohne Leichnam keine Hilfe für die Hinterbliebenen gibt. Jetzt, einen Monat nach dem Unglück, sind die Identifizierungen zwar teuer aber sie wären noch möglich.
- Die realen Umstände des Schiffbruchs müssten ermittelt werden, denn die wenigen Überlebenden haben ausgesagt, dass das Schiff welches ihnen zu Hilfe gekommen ist, während der Rettungsaktion mehrmals gegen das Boot geprallt sei. Eine nähere Untersuchung des Wracks ist somit erforderlich.
- Durch die Bergung des Wracks könnte man nicht nur die Schlepper identifizieren, sondern auch auf die Organisatoren der Reise in den Tod schließen. Tatsächlich scheint der Fischkutter aus Ägypten zu stammen.

Einige von uns haben den Prozess zum Bootsunglück, welches sich Weihnachten '96 19 Meilen vor Portopalo ereignete, mitverfolgt. Nach 13 Jahren und dank der Zeugenaussagen der Überlebenden konnten einige Verantwortliche in Catania zu 30 Jahren Haft verurteilt werden. Der damalige Ministerpräsident Prodi hielt sich mit seinem Einsatz für die Bergung des Wracks zurück, doch dank des Engagements einiger Familien der Opfer konnten die Schleusernetzwerke angezeigt werden, welche einer der Ertrunkenen als „Schleuser Holding“ definierte. Ohne des Engagements des Zivilgesellschaft hätte es nie Gerechtigkeit gegeben. 19 Jahre nach dieser Tragödie hat sich die Situation der Menschenrechte der Migranten dramatisch verschlechtert. Die Gesetzgebung europäischer Staaten und die der Europäischen Union wird mehr und mehr protektiv und freiheitsberaubend auch gegenüber Asylsuchenden. Anstatt jenen die vor Krieg (oft durch das „humanitäre Einschreiten“ der Nato, der USA oder der EU verursacht) flüchten, Aufnahme zu gewähren, planen die europäischen Regierungen eine klar deutliche militärische Intervention, um Schlepperboote zu zerstören. Welche „Kollateralschäden“ wird dies verursachen? Nicht zu vergessen der Lo Porto Mitarbeiter aus Palermo, der bei einem Anti-ISIS Drohnen Einsatzes ermordet wurde, von jenen unbemannten Flugzeugen für die der Stützpunkt Sigonella zur Hauptbasis geworden ist. 
Unserer Meinung nach ist es nicht richtig nur die Schleuser unter Strafe zu stellen, weil man es nicht schafft das kriminelle Netz der Menschenhändler und der Mafia des Mittelmeers ausfindig zu machen. 
Den westlichen Geheimdiensten und der libyschen Regierung von Tobruk ist es bis jetzt gelungen über mutmaßliche ISIS Terroristen zu phantasieren, welche sich unter die Migranten mischen und so nach Sizilien gelangen könnten. In Wirklichkeit sind politische Maßnahmen, geleitet von der englischen Regierung mit Unterstützung von Ägypten im Gange, die einen Militäreinsatz in Libyen legitimieren sollen. 
Dieses beunruhigende Bild, welches durch die Kontrollen der Informationsmittel dringt, könnte verheerende Auswirkungen auf die öffentliche Meinung haben, zur Rechtfertigung der politischen Missetaten einer ansteigenden Militarisierung unserer Küsten des Mittelmeers und unserer Insel. 

Rete Antirazzista Catanese, Comitato di base NoMuos/NoSigonella, La Città Felice, Cobas Scuola, LILA, Catania Bene comune, Associazione Altro diritto – Sicilia, Centro Impastato, Casa memoria Felicia e Peppino Impastato (Cinisi); Borderline Sicilia; Laici Missionari Comboniani Palermo; Osservatorio contro le discriminazioni razziali Nourreddine Adnane; 
Info – Beitritt: alfteresa@libero.it

Aus dem Italienischen von Elisa Tappeiner